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Biokraftstoffe

Die Scheinlösung, die mehr Schaden anrichtet als hilft

Worum geht es?

Seit der Verabschiedung der EU-Richtlinie über erneuerbare Energien (RED) im Jahr 2009 werden Biogene-Kraftstoffe, die aus Biomasse wie Pflanzen oder Abfällen verschiedener Prozesse hergestellt werden, in der gesamten Europäischen Union stark gefördert. Ganze Landstriche nützlicher landwirtschaftlicher- oder naturbelassener Flächen werden für den Anbau von Pflanzen genutzt, deren einziger Zweck ist, verbrannt zu werden. Allein für die in Deutschland verbrannte Menge an Nahrungs- und Futtermittel-Pflanzen werden mehrere Millionen Hektar besetzt. In der EU werden mehr als die Hälfte des verwendeten Raps- und Palmöls in Autos und Lastwagen verbrannt.

Eine Analyse von T&E zeigt, dass die Biokraftstoffpolitik die Abhängigkeit der EU von nicht nachhaltigen Rohstoffen wie Palm- und Sojaöl, nicht verringert, sondern vielmehr verstärkt. Gleichzeitig verursachen Agrokraftstoffe eine Veränderung in der Landnutzung, die mehr Emissionen erzeugt als durch die Verbrennung von konventionellen fossilen Kraftstoffen entstanden wäre. 2018 wurde in der überarbeiteten Fassung der RED versucht, den Anteil von Biokraftstoffen mit indirekten Landnutzungsänderungen zu verringern. Zudem wurde ein Ausstieg aus Palmöl-Biokraftstoffen bis 2030 angekündigt. Deutschland hat inzwischen die Förderung von Kraftstoffen aus Palmöl ganz eingestellt. Allerdings sind Soja und andere nicht nachhaltige Pflanzen weiterhin zugelassen.

Im Frühjahr 2023 haben sich das Europäische Parlament und der Rat darauf geeinigt, in der RED eine Reduktion der Emissionen im Verkehr bis 2030 um 14,5 Prozent gegenüber der Verbrennung von fossilen Kraftstoffen vorzuschreiben. Während diese neue Version der RED zum ersten Mal EU-weit die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien und erneuerbaren Kraftstoffen nicht-biologischen Ursprungs fördert, wird das erhöhte Gesamtziel für den Verkehrssektor in der Praxis wahrscheinlich zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Biokraftstoffen führen. Deutschland hat sich mit der Treibhausgasquote (THG-Quote) schon seit mehreren Jahren ein höheres Ziel von 25 Prozent Reduktion im Jahr 2030 gesetzt. Realistischerweise kann diese Marke nur erreicht werden, wenn auch der gesamte Stromverbrauch im Verkehr in der Quote angerechnet werden darf.

Die schlechtesten Biokraftstoffe zuerst

Biokraftstoffe haben es nicht geschafft, Europa energieunabhängig zu machen. Der Großteil des Biodieselwachstums seit 2009 stammt aus importierten Rohstoffen wie Palm- und Sojaöl. Laut der EU gehen beide mit einem hohen Risiko der Entwaldung einher. Aus diesem Grund soll Palmöl schrittweise aus dem Biokraftstoffmix der EU gestrichen werden. Eine ähnliche Entscheidung für Soja zögert die Kommission noch hinaus. Seit die Verbrennung von Palmöl in Deutschland nicht mehr direkt gefördert wird, hat die Nutzung von Öl aus Soja massiv zugenommen.

Aber wie steht es um Raps, Sonnenblumen, Weizen oder Mais?

Ernährungssicherheit

Biokraftstoffe sind nicht nur ein Klimaproblem. Es ist per se eine schlechte Idee, Nahrungsmittel zu verbrennen. In Europa werden täglich 19 Millionen Flaschen Pflanzenöl und 10.000 Tonnen Weizen – genug für 15 Millionen Brote – zum Antrieb von Autos verbrannt. Das wirkt sich auf die globalen Nahrungsmittelpreise und damit auch auf die Ernährungssicherheit aus.

Verpasste Chance

Europa vergeudet derzeit Flächen in der Größe von Irland für den Anbau von Biokraftstoffen. Das behindert den Kampf gegen den Klimawandel und wirkt sich negativ auf die globale Ernährungssicherheit aus. Die vergeudeten Flächen könnten 120 Millionen Menschen ernähren, oder, wenn der Natur überlassen, doppelt so viel CO2 absorbieren, wie durch den Einsatz von Biokraftstoffen angeblich eingespart wird. Würde man nur 2,5 Prozent dieser Flächen für Sonnenkollektoren nutzen, könnte man die gleiche Menge an Energie erzeugen.

Was ist mit Biokraftstoffen aus Abfällen?

Europa testete bereits vor zehn Jahren Biokraftstoffe als "erneuerbare" Alternativen zu fossilen Brennstoffen. Die Folgen waren überwiegend katastrophal. Aktuell wird in Europa Palmöl nach und nach durch andere Pflanzen und so genannte "Abfallrohstoffe" wie Altspeiseöl und tierische Fette ersetzt. Die Verfügbarkeit dieser Abfälle ist allerdings begrenzt, so dass Europa zunehmend von zweifelhaften Importen abhängig ist. Der Verbrauch von Altspeiseöl hat sich zwischen 2015 und 2022 mehr als verdoppelt. Die Kapazität Europas, Altöl zu sammeln, wird von der Nachfrage überholt. Der Kontinent ist heute bei 80 Prozent seines Altölbedarfs auf Importe aus Asien angewiesen. Auch tierische Fette sind begrenzt, was das Betrugsrisiko erhöht.