Für mehr als 80 Prozent ihrer Emissionen bezahlte die Lufthansa keinen Cent, so eine neue Analyse von T&E.
Lufthansa ist nach einer Analyse von Transport & Environment (T&E) die zweitschmutzigste Fluggesellschaft Europas. 2023 war die Lufthansa für 9,5 Megatonnen (Mt) CO2 verantwortlich. Nur Ryanair verursachte mehr Emissionen (14,9 Mt). [1]
Für mehr als 80 Prozent ihrer Emissionen bezahlte die Lufthansa keinen Cent, da Langstreckenflüge außerhalb Europas nicht unter die europäischen Emissionshandelssysteme fallen. [2] Lufthansa bezahlte durchschnittlich nur 13 Euro pro Tonnen CO2 im vergangenen Jahr. Das Umweltbundesamt beziffert die Klimakosten für eine Tonne CO2 mit 237 Euro. “Es ist ein Skandal, dass die Lufthansa für ihre Langstreckenflüge keine Verantwortung tragen muss,” sagt Marte van der Graaf, Referentin für Luftfahrt bei T&E Deutschland. “Die Bundesregierung sollte sich endlich dafür einsetzen, das Emissionshandelssystem auf alle Flüge auszuweiten, die in Europa abfliegen.” Aktuell beschränkt Europa den Emissionshandel auf innereuropäische Flüge.
Die Auswertungen von T&E zeigen zudem, dass die beliebtesten Strecken Deutschlands typische Geschäftsreise-Verbindungen wie Frankfurt-London oder Frankfurt-Shanghai sind. Daher müssen Maßnahmen ergriffen werden, um den Geschäftsreiseverkehr zu reduzieren. T&E fordert Unternehmen auf, nicht nur mit Nachhaltigkeit zu werben, sondern sich zu verpflichten, die Emissionen ihrer Geschäftsreisen bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig müsse die Bundesregierung mit einer höheren Besteuerung von “Elitefliegern” beginnen, d.h. von Business-Class-Passagieren und Privatjets.
“Die Zahlen zeigen deutlich, dass Geschäftsreisende, die nach London und Shanghai fliegen, für einen großen Teil der Emissionen des deutschen Luftverkehrs verantwortlich sind. Wenn die Unternehmen schon nicht bereit sind, ihre Flugreisen einzuschränken, dann sollten sie zumindest ihren fairen Beitrag durch eine höhere Ticketsteuer für Business-Class-Sitze leisten.” sagt Marte van der Graaf.
Insgesamt starteten 2023 mehr als 730.000 kommerzielle Passagierflüge von Deutschland aus, was einem Zuwachs von 11,7 Prozent gegenüber 2022 entspricht und zu einem Anstieg der CO2-Emissionen um 13,5 Prozent führte. Der deutsche Luftverkehr hat allerdings noch nicht wieder das Niveau von vor der COVID-Pandemie erreicht. Im Vergleich zu 2019 lag der Anteil der Flüge bei 73,5 Prozent und der Emissionen bei 78,7 Prozent. Zudem ist zu verzeichnen, dass Fluggesellschaften aus Drittstaaten, die weitgehend von Zahlungen für Emissionen in Europa befreit sind, ihren Marktanteil in Deutschland erhöht haben. Dazu zählen Turkish Airlines und Qatar Airways.
Anmerkungen für die Redaktion:
[1] Grafik: Ranking der umweltschädlichsten Fluggesellschaften Deutschlands und Europas (2023)
[2] Unsere Analyse untersuchte die Emissionshandelssysteme der EU, des Vereinigten Königreichs und der Schweiz.
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