Europas größte Leasingfirmen erhöhen ihre Gewinne in nur fünf Jahren um fast 60 Prozent auf insgesamt 16 Milliarden Euro. Ihr Gewinn pro Fahrzeug stieg im Laufe einer Standard-Leasingdauer um 53 Prozent auf knapp 2.000 Euro.
Die größten europäischen Leasingfirmen haben zwischen 2018 und 2022 ihre Gewinne um 59 Prozent gesteigert, obwohl ihre Flotte nur um 5 Prozent gewachsen ist.[1] Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht des Forschungsinstituts Profundo, das im Auftrag von Transport & Environment (T&E) die Gewinnentwicklung der sieben größten europäischen Leasingfirmen ALD | LeasePlan, Alphabet/BMW Financial Services, Arval, Leasys, Mercedes-Benz Mobility/Athlon, Mobilize Financial Services und Volkswagen Financial Services [2] untersucht hat. Laut Profunde nahmen die Firmen 2022 insgesamt 15,7 Milliarden Euro ein.
Die hieraus resultierende finanzielle Stärke würde es den Leasingfirmen erlauben, ihre Strategie zu ändern und Vorreiter beim Übergang zu Elektroautos im EU-Markt zu werden. T&E-Untersuchungenhaben allerdings gezeigt, dass der Leasing-Sektor bei der Elektrifizierung des Marktes keine Vorreiterrolle einnimmt. Außerdem hat keine der untersuchten Leasingfirmen ein Ausstiegsdatum für umweltschädliche Verbrenner festgelegt.
Das größte Gewinnwachstum verzeichneten Arval (192 Prozent) und Leasys (143 Prozent). Die deutschen Firmen Volkswagen Financial Services (VWFS) und Alphabet/BMW Financial Services bauten ihren Gewinn um 85 Prozent bzw. 29 Prozent aus. Demgegenüber hat sich die Flottengröße von VWFS zwar um 28 Prozent vergrößert , während Alphabet/BMW Financial Services die Gewinne trotz einer Reduzierung der Flottengröße um 9 Prozent steigern konnte. [3]
Die Studie untersucht auch die Eigenkapitalrendite [4] dieser Unternehmen – der Maßstab, den Investoren verwenden, um die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zu bestimmen. Ein Unternehmen gilt als “gesund”, wenn die Eigenkapitalrendite über 10 Prozent liegt. Die Eigenkapitalrendite der Leasingunternehmen ist von einem bereits hohen Wert von 21,2 Prozent im Jahr 2018 auf 27,2 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Zum Vergleich: Banken – die Eigentümer von Leasinggesellschaften und ein vergleichbarer Sektor – verzeichnen Eigenkapitalrenditen zwischen 7-12 Prozent.
Stef Cornelis, Direktor für Elektroflotten bei T&E, erklärt: “Leasingfirmen scheffeln Milliardengewinne, bringen aber wenig E-Autos auf die Straße. Sie verpassen ihre Chance, Vorreiter zu sein. Mit ihren großen Flotten könnten Leasingfirmen einen entscheidenden Beitrag zu einem schnelleren Umstieg auf Elektromobilität leisten. Doch sie konzentrieren sie lieber auf schnelle Profite.”
Höhere Gewinne pro Auto
Der Studie zufolge ist der durchschnittliche Gewinn pro Fahrzeug bei den ausgewählten Leasinggesellschaften von 2018 bis 2022 um 53 % gestiegen, was bedeutet, dass die Kunden deutlich mehr bezahlen als noch vor fünf Jahren. Alle Unternehmen, mit Ausnahme von Mobilize, verzeichneten starke Zuwächse. Bei einer Leasingdauer von 3,5 Jahren liegt der Gewinn pro Fahrzeug bei Alphabet/BMW Financial Services bei 1.710 Euro und bei VWFS bei 740 Euro. Ein typisches Auto, wie z.B. ein Opel Corsa oder Peugeot 208, kostet während der Leasingdauer etwa 12.000-15.000 Euro. Diese Gewinne werden durch monatliche Leasingverträge und durch den Wiederverkauf von Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt erzielt, wo die meisten Menschen in der EU ihre Autos kaufen.
“Mit ihren enormen Gewinnen machen die Leasingfirmen offensichtlich gute Geschäfte. Aber irgendjemand muss für diesen Gewinn bezahlen – ob der Leasingkunde oder der Gebrauchtkäufer. Wenn der Gewinn pro Auto steigt, verdienen die Leasingfirmen mehr Geld auf dem Rücken ihrer Kunden”, sagt Cornelis.
ENDE
Anmerkung der Redaktion:
[1] Das Wachstum des Gewinns vor Abzug der Steuern lag bei 82,3 Prozent wurde um die VPI-Inflation bereinigt: 2019: 1,47 Prozent, 2020: 0,74 Prozent, 2021: 2,9 Prozent und 2022 9,19 Prozent auf der Grundlage von Eurostat.
[2] Im Jahr 2022 hatten ALD Automotive und LeasePlan noch nicht fusioniert und waren immer noch getrennte finanzielle Einheiten. Sie wurden in diesem Bericht als getrennt betrachtet. Seitdem haben die beiden Unternehmen eine Fusion namens Ayvens gegründet.
[3] Das jeweilige Wachstum des Gewinns vor Abzug der Steuern lag bei 135 Prozent (Arval), 179 Prozent (Leasys), 112 Prozent (VWFS), 48 Prozent (Alphabet/BMW Financial Services) wurde um die VPI-Inflation bereinigt: 2019: 1,47 Prozent, 2020: 0,74 Prozent, 2021: 2,9 Prozent und 2022 9,19 Prozent auf der Grundlage von Eurostat.
[4] Die Eigenkapitalrendite (englisch: ROE, Return on Equity) ist ein Maß für die finanzielle Leistungsfähigkeit, das sich aus dem Verhältnis von Nettogewinn zu Eigenkapital ergibt.
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