Mehr als 50 führende internationale Luftfahrt- und Klimawissenschaftler:innen fordern zum Ende der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan (COP29) in einem offenen Brief Entscheidungsträger weltweit dazu auf, Maßnahmen zur Bekämpfung erderwärmender Kondensstreifen umzusetzen. Zu den Unterzeichnenden des Briefs gehören u.a. Christiane Voigt von der Universität Mainz und Patrick Le Clercq vom Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Klima-Auswirkungen von Kondensstreifen wurden erstmals vor 25 Jahren vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) anerkannt. Seitdem ist allerdings zu wenig passiert, um sie zu reduzieren, dabei ist der Nettoerwärmungseffekt von Kondensstreifen nach aktuellen Annahmen mindestens genauso entscheidend wie der der CO2-Emissionen des Luftverkehrs.
Durch entschlossene Maßnahmen könnten die Auswirkungen von Kondensstreifen schneller und kosteneffizienter reduziert werden als andere Klimaschäden. Aktuell verursachen nur 3 Prozent aller Flüge 80 Prozent der Erwärmung durch Kondensstreifen. Laut einer neuen T&E-Studie könnte durch veränderte Flugrouten die globale Erwärmung durch Kondensstreifen bis 2040 um mehr als die Hälfte reduziert werden. Laut Studie belaufen sich die Mehrkosten pro Flug und Passagier auf weniger als 4 Euro (bei einer Strecke von Frankfurt nach Washington, D.C.). Nach den Berechnungen könnte der Klima-Nutzen der Maßnahme mindestens 15 Mal größer sein als die zusätzlichen CO₂-Emissionen, die durch die veränderten Flugrouten entstehen.
Darüber hinaus sind die Auswirkungen von Kondensstreifen auf das Klima nur von kurzer Dauer, sodass ihre Bekämpfung kurzfristige Vorteile für das Klima mit sich bringen würde, die im Wettlauf um die Erreichung der im Pariser Abkommen festgelegten Ziele dringend benötigt werden.
Im offenen Brief fordern die Expert:innen politische Entscheidungsträger, wie nationale Regierungen und die Europäische Kommission auf, das Problem endlich ernst zu nehmen und dringend zu handeln. Hierzu gehört auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Passagiere sollten bei der Buchung eines Fluges über die vollständigen Klimaauswirkungen des Fliegens informiert werden. Unternehmen sollten auch über die Nicht-CO2-Emissionen ihrer Geschäftsflüge berichten müssen.
Die Gruppe an Wissenschaftler:innen fordert einen politischen Rahmen, der durch ein solides Monitoringsystem gestützt wird, um wärmende Kondensstreifen und andere nicht CO2-bedingte Auswirkungen des Luftverkehrs zu vermeiden. Dies sollte mit groß angelegten Pilotprojekten zur Vermeidung von Kondensstreifen verknüpft werden, unterstützt durch weitere Forschung. So wird sichergestellt, dass Minderungsmaßnahmen schnell umgesetzt werden, sobald sie verfügbar sind.
Marte van der Graaf, Referentin für Luftfahrt bei T&E Deutschland, sagt: „Kondensstreifen sind für die Luftfahrt die Klimachance des Jahrzehnts. Es gibt nur sehr wenige Klimalösungen, die so schnell und zu so geringen Kosten umgesetzt werden können. Die UN hat das Problem schon vor 25 Jahren erkannt. Bis heute wurde es unter den Teppich gekehrt. Wir müssen dem Alarm aus der Wissenschaft dringend folgen und die verfügbaren Lösungen schnell umsetzen.“
Professor Anthony Patt, Professor für Klimapolitik am Departement für Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich, erklärt: „Die Verhinderung von Kondensstreifen hat sich als eine der am leichtesten zu erreichenden Optionen erwiesen, um den Anstieg der globalen Temperaturen zu stoppen. Weil der Flugverkehr aus Sicherheitsgründen jedoch streng reguliert werden muss, erfordern die erforderlichen geringfügigen Änderungen der Flugrouten eine koordinierte staatliche Federführung.“
Zu den Unterzeichnern des offenen Briefes gehören (in alphabetischer Reihenfolge):
Professor Jillian Anable, Institute for Transport Studies, University of LeedsKondensstreifen erwärmen die Erde alarmierend schnell. Durch veränderte Flugrouten könnten sie wirksam reduziert werden. Die Mehrkosten liegen laut St...
Der Regierungsentwurf im Detail