17 % des Stahls in der EU verbraucht der Automobilsektor
Die Automobilindustrie kann zum Leitmarkt für grünen Stahl in Europa werden, wenn die EU klare Vorgaben festlegt
17 % des Stahls in der EU verbraucht der Automobilsektor
172 Millionen Tonnen grünen Stahl kann Europa ab 2030 pro Jahr zu produzieren
Nach einer neuen Analyse von Transport & Environment (T&E) kann grüner Stahl die CO2-Emissionen der europäischen Automobilproduktion bis 2030 um 6,9 Mio. Tonnen verringern. Diese Einsparungen entsprechen den jährlichen CO2-Emissionen von 3,5 Millionen Verbrenner-Pkw. Die Klimaauswirkungen der Automobilproduktion rücken zunehmend ins Rampenlicht, da die Auspuff-Emissionen auf Null gesenkt werden und der Autosektor bis 2050 eine CO2-neutrale Produktion anstrebt.[1]
Wird in der Produktion auf 40 Prozent grünen Stahl umgestellt, dann entstehen pro E-Auto im Jahr 2030 nur 57 Euro an Mehrkosten, so die T&E-Analyse auf der Grundlage einer neuen Studie des Beratungsunternehmens Ricardo.[2] Eine Umstellung auf 100 Prozent grünen Stahl im Jahr 2040 würde wegen der CO2-Bepreisung und sinkenden Produktionskosten von grünem Stahl nur 8 Euro mehr gegenüber herkömmlichem Stahl kosten. Die Produktion von grünem Stahl erfordert jedoch Investitionen in Milliardenhöhe und wird stark davon abhängen, ob es einen zuverlässigen Abnahmemarkt für die Hersteller gibt. Der Automobilsektor kann der grünen Stahlbranche die notwendige Nachfrage verschaffen, da er derzeit 17 Prozent des Stahls in der EU verbraucht.
Lars Andersen, Referent für Grünen Stahl in der Automobilindustrie bei T&E Deutschland, sagt: “Es kostet Europa pro Auto weniger als einen Reifenwechsel, eine grüne Stahlindustrie aufzubauen. Das heißt, die zusätzlichen Kosten am Anfang werden vernachlässigbar sein, und mit der Zeit wird grüner Stahl sogar billiger sein als konventioneller Stahl. Aber zuerst muss die Politik mit klaren verbindlichen Rahmenbedingungen einen grünen Leitmarkt schaffen, um die Umstellung auf kohlenstoffarmen Stahl in der Automobilindustrie anzustoßen.”
Auf nationaler Ebene hat Bundesminister Habeck mit dem Konzept für “Grüne Leitmärkte” einen ersten wichtigen Schritt gemacht. Jetzt gilt es, dass sich Deutschland in der EU stark macht, dass mittelfristig ein europäischer Leitmarkt mit ambitionierten und auch international abgestimmten Standards entsteht. T&E fordert dafür verbindliche Verpflichtungen für europäische Automobilhersteller, ab 2030 eine steigende Menge an grünem Stahl für Neuwagen zu verwenden.
Europa wird in der Lage sein, ab 2030 bis zu 172 Millionen Tonnen grünen Stahl pro Jahr zu produzieren, so die Analyse, die sich auf die von Ricardo erfassten Produktionsankündigungen stützt. Dies ist mehr als genug, um die gesamte Stahlnachfrage des Automobilsektors zu decken, der 2022 rund 36 Millionen Tonnen verbrauchte. Die Studie zeigt auch, dass eine Verlagerung zum Leichtbau den Einsatz von Stahl im Automobilsektor im nächsten Jahrzehnt verringern wird.
T&E fordert, dass ab 2030 der Anteil an Grünstahl in Neuwagen mindestens 40 Prozent betragen soll. Dieser Anteil sollte dann ab 2035 auf 75 Prozent und ab 2040 auf 100 Prozent steigen. Den Automobilherstellern sollte ein durchschnittliches Ziel vorgegeben werden, das für alle ihre Neuwagen erreicht werden kann, so dass sie die anfänglichen Kosten durch Premiummodelle auffangen können. Dieses Ziel kann über die EU-Altautoverordnung (ELV) eingeführt werden, die derzeit von der EU Kommission überarbeitet wird.
Lars Andersen sagt: “Der Automobilsektor ist der zweitgrößte Stahlverbraucher – sowohl in Deutschland als auch in der EU. Damit ist die Branche gut positioniert, um ein Leitmarkt für grünen Stahl in Europa zu sein. Der relativ hohe Wert von Autos, insbesondere von Premiummarken, bedeutet, dass sie die kurzfristige und marginale Preiserhöhungen für grünen Stahl verkraften können.”
ENDE
Anmerkung für die Redaktion:
[1] T&E orientiert sich bei der Definition für grünen Stahl an einem Vorschlag der IEA, der während der deutschen G7-Präsidentschaft entwickelt wurde. Die IEA definiert die Schwellenwerte für nahezu emissionsfrei produzierten Stahl zwischen 50 kg und 400 kg CO2-Äquivalent pro Tonne. Dies steht im Vergleich zu 1.800-2.250 kg CO2-Äquivalent pro Tonne, die bei der Herstellung von konventionellem Stahl anfallen.
[2] Die T&E-Analyse der CO2-Einsparungen und -Kosten basiert auf den Ergebnissen der Studie von Ricardo für T&E, The use of green steel in the automotive industry (2024). Die Studie geht davon aus, dass die Verwendung von Stahl im Automobilsektor im nächsten Jahrzehnt durch eine Verlagerung zum Leichtbau zurückgehen wird.
Zur T&E-Analyse:
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