Pressemitteilung

Europa liegt bei Investitionen in E-Autos weit hinter Nordamerika zurück

Juni 6, 2024

Die Ungewissheit über das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 und eine schwache Industriepolitik machen Europa für die Hersteller von E-Autos unattraktiver

Nordamerika ist Europa bei Investitionen in E-Autos, die Batterieproduktion und die Ladeinfrastruktur weit voraus, wie ein neuer Bericht von Transport & Environment (T&E) zeigt. Schwache EU-Elektrifizierungsziele in den 2020er Jahren und hohe US-Subventionen haben dazu geführt, dass Europa nur rund ein Viertel (26 %) der Investitionen sichern konnte, die weltweit zwischen 2021 und 2023 für E-Autos angekündigt wurden. Über ein Drittel (37 %) ging in die USA, Kanada und Mexiko, obwohl es in dieser Region weniger Autoindustrie gibt. T&E fordert die deutsche und europäische Politik auf, die Unsicherheit rund um das Verbrenner-Aus zugunsten einer starken Industriepolitik zu beenden. Nur so kann eine Lieferkette für E-Autos entstehen.

Im vergangenen Jahr wurden in Europa 42 Milliarden Euro in Elektromobilität investiert, verglichen mit 9 Milliarden Euro in China – wo die Automobilhersteller bereits früher in E-Autos und Batterien investiert haben – und 58 Milliarden Euro in Nordamerika. Die Wachstumsrate der Investitionen in Europa ist im letzten Jahr im Vergleich zu 2022 zurückgegangen. Der Grund ist wahrscheinlich, dass die Automobilhersteller zwischen 2025 und 2030 keine EU-CO2-Normen erfüllen müssen. Innerhalb des europäischen Kontinents wurden zwischen 2021 und 2023 am meisten Investitionen im Vereinigten Königreich (26 Milliarden Euro), in Deutschland (13 Milliarden Euro) und in Spanien (10 Milliarden Euro) getätigt. Italien, ein wichtiges Produktionszentrum für Stellantis, konnte lediglich 1,3 Milliarden Euro anziehen.

Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland, sagt: „Die FDP will das Verbrenner-Aus mit Scheinlösungen wie E-Fuels verwässern und zuletzt ist auch Friedrich Merz mit populistischer Rhetorik in die Debatte eingestiegen – statt eigene Visionen für unsere Automobilindustrie und unser Klima zu präsentieren. Das ist ganz schön kurzsichtig, für einen, der Kanzler werden will. In China und den USA, den größten Automobilmärkten der Welt, wird mit Milliarden-Investitionen klar auf E-Mobilität gesetzt. Wer Kanzler werden will, muss jetzt alles dafür tun, dass Deutschland auch in Zukunft zu den führenden Standorten der Autoindustrie zählt. Dafür braucht unsere Industrie Planungssicherheit von der Politik.”


Europa ist derzeit ein weit weniger attraktives Ziel für die Investitionen ausländischer E-Autohersteller als Nordamerika, so der Bericht. Fast zwei Drittel (65 %) der Investitionen in E-Autos in Nordamerika zwischen 2021 und 2023 stammen von ausländischen Herstellern - hauptsächlich aufgrund von Subventionen im Rahmen des US Inflation Reduction Act. Europa war bei 80 % der für die Elektrifizierung bereitgestellten Mittel auf einheimische Hersteller angewiesen. Selbst dann investierte Europas zweitgrößter Automobilhersteller, Stellantis, 74 % seiner Mittel in Nordamerika und nur 10 % in seiner Heimatregion.

Sebastian Bock sagt dazu: “Deutschland und Europa sind wichtige Automobilstandorte und die heimischen Hersteller verfügen über enorme Investitionskapazitäten. Allerdings ist klar: Investitionen von ausländischen Herstellern sind nötig, um den Standort zu sichern. Doch hier fallen Deutschland und Europa zurück. Europa hat noch keine Antwort auf den Inflation Reduction Act gefunden und muss dringend eine Strategie entwickeln, um die Lieferketten der Autos der Zukunft, die zweifelsfrei elektrisch sein werden, in Europa zu halten.”


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