Pressemitteilung

Autoindustrie in Ostdeutschland: Tausende Jobs von EU-Flottengrenzwerten abhängig

März 3, 2025

Die Zukunft der ostdeutschen Automobilindustrie entscheidet sich dieser Tage in Brüssel beim Strategischen Dialog zur Autobranche. Das Potential für den Standort und zusätzliche Jobs in der Region wäre groß. Ostdeutschland bietet europaweit einmalige Standortvoraussetzungen für die E-Mobilität. Das muss auch die künftige Bundesregierung erkennen.

Sollte der Strategische Dialog zur Autobranche am 5. März mit einem Aufweichen der EU-weiten CO2-Flottengrenzwerte enden, drohen massive Jobverluste bei Herstellern und Zulieferern in Ostdeutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag von T&E. Sie zeigt auch: tausende neue Jobs könnten in der Region entstehen, wenn die EU und die nächste Bundesregierung das einzigartige Potential der Region nutzen und entsprechende Rahmenbedingungen setzen.

Für die Studie hat ein Konsortium ostdeutscher Institute (automotive thüringen, Chemnitz Automotive Institute und Automotive Cluster Ostdeutschland) anhand drei möglicher Szenarien [1] modelliert, wie sich politische Entscheidungen auf Jobs und Wertschöpfung [2] im Osten der Republik auswirken. Wird der Hochlauf von E-Autos politisch verlangsamt, etwa durch ein Aufweichen der CO2-Flottengrenzwerte, dann könnten bis zu 10.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Bleiben die Emissionsziele bestehen, dann ist bis 2035 mit 9.300 neuen Jobs bei Herstellern und Zulieferern zu rechnen. Bei einer ambitionierten Transformation ist ein Zuwachs von 11.700 neuen Arbeitsplätzen zu erwarten.

Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland, sagt: „Ostdeutschland hat die einmalige Chance, Schlüsselregion für die Automobilindustrie der Zukunft zu werden. Doch die Region ist direkt von stabilen Rahmenbedingungen und verlässlichen EU-Emissionszielen abhängig. Die EU darf nicht vor den Drohgebärden der Autoindustrie einknicken. Und die Autoindustrie muss endlich damit aufhören, ihre eigenen Zukunftsperspektiven zu sabotieren, indem sie versucht, die Emissionsziele für kurzfristige Profite zu verwässern.

Ostdeutschland als E-Mobilitäts-Hotspot

Der Standortvorteil Ostdeutschlands liegt in der Ansiedlung von Schlüsselindustrien der Automobilbranche. Sachsen ist bereits heute das Zentrum der europäischen Halbleiterindustrie („Silicon Saxony“) und produziert insbesondere Chips für die Autoindustrie. Zudem verfügt die Region über gewachsene Kompetenzen in der Chemie- und Materialindustrie. Dadurch können wichtige Teile der Wertschöpfungskette in der Batterieproduktion lokal abgedeckt werden und erhebliche Kapazitäten an erneuerbaren Energien in Ostdeutschland bieten die Möglichkeit, Produktionsemissionen zu senken.

Obwohl Ostdeutschland nur knapp 10 Prozent der Beschäftigten der deutschen Automobilindustrie stellt, werden hier mittlerweile fast 50 Prozent der deutschen E-Autos produziert. Um die geografischen Standortvorteile der Schlüsselindustrien besser zu nutzen, fordert T&E eine Förderung von Clusterbildung und gezielte Investitionen in die Batteriewertschöpfungskette zur Reduzierung internationaler Abhängigkeiten. Gleichzeitig können Weiterbildungsoffensiven und gezielte staatliche Förderungen in Forschung und Entwicklung helfen, Jobs zu schaffen und Wertschöpfungspotenziale schneller zu realisieren.

Sebastian Bock sagt: “Will die nächste Bundesregierung langfristig Jobs in der Autobranche in Deutschland sichern, dann muss sie sich klar zur E-Mobilität bekennen und in das enorme Potential in Ostdeutschland investieren. Wolfsburg, Stuttgart, und München haben zu lange auf Milliardengewinne durch Verbrenner gesetzt und lobbyieren heute noch dafür. Doch jetzt geht es darum, wieder Anschluss an den Weltmarkt zu finden, der klar auf E-Autos setzt. Die Chance ist da. Berlin muss das Potential vor der eigenen Haustür erkennen.”

Anmerkungen für die Redaktion:

[1] Die Studie modelliert die Effekte auf die Beschäftigung in der Automobilbranche anhand von drei verschiedenen politischen Szenarien. Betrachtet wird das Pkw-Segment im Zeitraum bis 2035.

1. Szenario: slow down → Ein durch Abschwächung der Pkw-Flottengrenzwerte verlangsamter Hochlauf der BEV-Neuzulassungen in Europa, wodurch sich die Umstellung auf emissionsfreie Pkw verzögert (insb. wird auch die Möglichkeit einer Kapazitätsreduzierung im VW Werk in Zwickau berücksichtigt).

2. Szenario: business as usual → Ein Hochlauf der Elektromobilität im Einklang mit den geltenden CO₂-Zielvorgaben der EU (ab 2035 werden nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen). Keine Änderungen der Emissionsziele für 2025, 2030 und 2035.

3. Szenario: ambitious → Eine Beschleunigung des Hochlaufs, insbesondere in Deutschland, orientiert am Ziel der Bundesregierung bis 2030 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen zu haben (insb. werden die Möglichkeiten von Kapazitätserweiterungen bei Tesla (Grünheide) sowie Opel (Eisenach) berücksichtigt).

[2] Für die Hersteller wurden hierbei deren Planungen und Werkskapazitäten herangezogen. Für die Zulieferer wurden unternehmensbasierte Daten von 515 Betrieben erhoben und nach Produktbereichen und deren Zukunftspotentialen analysiert.

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