Meinung

Airbus Wasserstoffpläne stürzen ab - Zeit für einen Realitätscheck

Marte van der Graaf — Februar 25, 2025

Autorin

Baut Airbus an einem Wasserstoff-Flugzeug oder am Wasserstoff-Hype? Schon vor zwei Jahren war unser CEO William Todts skeptisch. Seine Vermutung: ein Täuschungsmanöver. Inzwischen wissen wir mehr. Hat Airbus die erforderlichen 15 Milliarden Euro in dieses Programm investiert? Nein. Wird Airbus die europäische Regulierung unterstützen, um die Entwicklung des Wasserstoffmarktes zu gewährleisten? Nein. Wird Airbus Boeing drängen, sich dem Rennen um die Wasserstoffluftfahrt anzuschließen? Sicherlich nicht.

Nun kam das leise Eingeständnis von Airbus. Das Unternehmen verschiebt seinen Wasserstofftraum. Eine Meldung, die in krassem Gegensatz zu den überschwänglichen Pressemitteilungen der vergangenen Jahre steht. Es hieß: mutig wie die Gebrüder Wright, visionär wie Otto Lilienthal. Nachdem wir mit außerordentlichen Innovationsversprechen über das Wasserstoff-Flugzeug eingelullt wurden, folgt die Bruchlandung auf dem Boden der Realität. Airbus ist letzten Endes nur ein weiteres Unternehmen, das seine Gewinne maximieren will. Es ging nie wirklich um das Klima.

Wer hätte anfangs gedacht, dass ein Unternehmen wie Airbus ohne verbindliche Vorschriften Milliarden in ein riskantes Wasserstoff-Programm investieren würde? Airbus, das fast eine Monopolstellung hat. Jetzt versteckt sich das Unternehmen hinter einer Ausrede: der langsame Start des Wasserstoff-Marktes verzögere das Airbus-Programm. Ein völlig falsches Signal. Ein Akteur von der Größe von Airbus hätte die Macht gehabt, den Rest der Branche in die richtige Richtung zu lenken - nicht andersherum.

Es bleibt den französischen Steuerzahlern überlassen, zu beurteilen, ob die 1,5 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern bei Airbus gut angelegt waren. Fakt ist: Statt eines „grünen Flugzeugs“ und einer „dekarbonisierten Zukunft der Luftfahrt“ wurde das Programm für Wasserstoff-Flugzeuge dazu benutzt, politische Entscheidungsträger abzulenken. Am Ende haben wir nämlich mehr fossile Flugzeuge am Himmel als je zuvor. Wir sind keinem Durchbruch näher gekommen, weder bei Wasserstoff-, Elektro-, noch bei Hybridflugzeugen. Alles nur Schall und Rauch.

Die Nachricht vom Auslaufen des Programms sollte ein Weckruf für deutsche und europäische Politiker sein. Die Wachstumsprognosen des Sektors sind unvereinbar mit den Klimazielen. Airbus’ Einlenken verschlechtert nun die Aussichten. Die erste Lektion ist, dass die Versprechen der Industrie nicht das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben sind. Regulierung ist unerlässlich, um die Umweltziele zu erreichen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis China ernsthaft in das Rennen um die saubere Luftfahrt einsteigt. Können wir es uns wirklich leisten, dass sich die europäische Flugzeugindustrie auf ihren Lorbeeren ausruht?

Regierungen müssen handeln, wenn wir einen Wandel wollen. Es sollte mehr gezielte Finanzierung für die Entwicklung emissionsfreier Flugzeuge geben. Wir sollten emissionsfreie Flugzeuge auf jede erdenkliche Weise fördern, indem wir sie von Flughafengebühren befreien, ihnen kostenlose Abflugfenster zur Verfügung stellen und sie vorrangig auf öffentlich finanzierten Strecken (z.B. zu Inseln) einsetzen. Wir sollten in den EU-Verordnungen für eine saubere Luftfahrt das Fliegen mit Elektroantrieb und nicht nur mit Biokraftstoffen belohnen und nicht zuletzt die Zertifizierung neuer Technologien und Konzepte beschleunigen.

Die Zeit der großen Versprechungen ist vorbei: Wir müssen der Realität ins Auge sehen. Lassen sich Regierungen auch in Zukunft von der Luftfahrtindustrie an der Nase herumführen, oder kann die neue deutsche Regierung eine führende Rolle dabei spielen, Airbus an seinen Taten und nicht an seinen Versprechen zu messen?

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