Tests an zwei der beliebtesten Mittelklassefahrzeuge haben gezeigt, dass die Feinstaub-Emissionen der neuesten Diesel-PKW auf mehr als das Tausendfache des Normalbetriebs hochschnellen können. Diese gefährlichen Emissionsspitzen entstehen durch die Reinigung der Dieselpartikelfilter im Fahrbetrieb und können sich augenblicklich schädlich auf das Herz auswirken. Die Filterreinigung kann auch im Stadtverkehr auftreten und für eine Fahrtstrecke von bis zu 15 km andauern, wird jedoch von offiziellen Emissionstests effektiv ausgeklammert. In Europa sind mehr als 45 Millionen Fahrzeuge mit Dieselpartikelfiltern ausgerüstet. Dementsprechend kommt es in der EU zu ca. 1,3 Milliarden Reinigungsvorgängen pro Jahr.
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Transport & Environment (T&E), das die unabhängigen Labortests beauftragt hat, fordert von den Gesetzgebern, anzuerkennen, dass Dieselfahrzeuge nach wie vor große Mengen Schadstoffe ausstoßen und verlangt strengere Emissionsgrenzen und -tests.
Auf dem Prüfstand standen ein Nissan Qashqai und ein Opel Astra, die auf Platz zwei und vier der meistverkauften Fahrzeuge in ihrem jeweiligen Segment stehen. Während jeder vollständigen Filterreinigung überschritten beide Modelle die Grenzwerte für die Partikelzahl um 32 % bis 115 %. Die gesetzlichen Vorgaben erfassen diese Emissionsspitzen jedoch nicht, da die Grenzwerte keine Anwendung finden, wenn während eines offiziellen Tests eine Filterreinigung durchgeführt wird. Das bedeutet, dass 60 bis 99 % der eigentlich regulierten Feinstaubpartikel bei den getesteten Fahrzeugen nicht berücksichtigt werden.
Anna Krajinska, Emissionsingenieurin bei T&E, erklärt: „Diese Tests zeigen, dass die neuen Dieselfahrzeuge immer noch nicht sauber sind. Tatsächlich stoßen sie in unseren Städten und auf Autobahnen jeden Tag große Mengen hochgefährlichen Feinstaubs aus. Die Autohersteller erhalten nach wie vor freie Fahrt, doch unsere Lungen zahlen den Preis dafür. Die Autokonzerne müssen dafür sorgen, dass ihre Fahrzeuge wirklich sauber sind, wenn sie diese verkaufen wollen.“
Als im Test zusätzlich auch die allerkleinsten, bisher nicht regulierten Ultrafeinen Partikel berücksichtigt wurden, stiegen die Emissionen beim Nissan Qashqai und Opel Astra nochmals um weitere 11 % bis 184 % an. Diese Ultrafeinen Partikel werden bei offiziellen Tests nicht gemessen, obwohl sie als potentiell noch größere Gesundheitsgefahr gesehen werden, da sie tief in den Körper eindringen. Sie werden zudem mit der vermehrten Entstehung von Gehirntumoren in Verbindung gebracht.
Die Filterreinigung, die ein Verstopfen der Dieselpartikelfilter verhindern soll, kann unter allen Fahrbedingungen erfolgen, auch in städtischen Gebieten. Bei den Tests war die Zahl der emittierten Partikel bei Fahrten im Stadtverkehr auch noch 30 Minuten nach Ende des Reinigungsvorgangs erhöht. Beide getesteten Modelle hielten jedoch die gesetzlichen Grenzwerte für Stickstoffoxide ein.
Anna Krajinska erklärt weiter: „Die heute regulierten Feinstaubpartikel sind nur ein Teil der Wahrheit. Obwohl die kleinsten Ultrafeinen Partikel als noch größeres Gesundheitsrisiko gesehen werden, bleiben sie in offiziellen Tests bisher ausgeklammert. Die Nachfolgenorm für den heutigen Euro 6-Standard muss sämtliche Lücken schließen und Grenzwerte für alle Schadstoffe festlegen. Das Ziel muss es letztlich sein, emissionsfreie Autos auf unsere Straßen zu bringen.“
T&E zufolge sollte die neue EU-Kommission ihre neuen Befugnisse nutzen, um nationale Behörden auch zur Prüfung von bereits im Verkehr befindlichen Autos anzuhalten. Das sollte nach dem Vorbild der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde erfolgen.
In europäischen Städten sind drei von vier Menschen gefährlichen Feinstaubkonzentrationen ausgesetzt. Die Feinstaubbelastung wird zunehmend als die „gefährlichste Art der Luftverschmutzung“ angesehen und eng mit der Zunahme von Krebsfällen in Verbindung gebracht. Eine Dauerbelastung kann Herz und Lunge schädigen.[1]
Quelle:
[1] The World Health Organisation, Ambient (outdoor) air pollution factsheet, (2018).
https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/ambient-(outdoor)-air-quality-and-health
Global competitors are bold in pursuing their industrial futures, and so should the EU.
A T&E note outlines why allowing fuels – synthetic or bio – in cars makes no environmental, economic, or industrial sense.
A new T&E briefing sets out how targeted support can help middle and low-income households to access EVs.